Scanografie Kurzanleitung

Da mich ein paar Fra­gen – nicht nur über die Kom­men­ta­re – zu mei­nem Sca­no­gra­fie-Arti­kel erreicht haben, habe ich mir gedacht, ich schreib’ noch eine Kurz­an­lei­tung. Wenn wei­te­re Fra­gen auf­tau­chen, ruhig fra­gen, ich bei­ße nur selten 🙂

Vorbereitungen

Den Scan­ner ganz nor­mal ein­schal­ten. Den Deckel dabei am bes­ten zu las­sen, ich weiß nicht, ob jeder Scan­ner ein sepa­ra­tes Eich-Weiß hat, oder viel­leicht die wei­ße Flä­che im Deckel dafür nutzt. Wenn der Scan­ner dann bereit ist, Deckel auf­klap­pen und die Glas­schei­be gründ­lich rei­ni­gen. Staub macht sich hin­ter­her stär­ker bemerk­bar als bei nor­ma­len Scans. Wer sich hier mehr Mühe gibt, hat hin­ter­her weni­ger nach zu bear­bei­ten. Aller­dings weiß ich aus eige­ner Erfah­rung, dass durch­aus auch Strei­fen oder Staub auf der Unter­sei­te der Schei­be sein kön­nen, da bleibt einem da nur die Nach­be­ar­bei­tung (oder der Schrau­ben­dre­her). Je nach­dem, was man scan­nen möch­te, kann es sich loh­nen, da auch noch eben mit einem Pin­sel oder wei­chen Tuch drü­ber zu wischen.

Scannen

Nun legt man das Objekt der Begier­de auf den Scan­ner. Es emp­fiehlt sich zu gucken, wo der rich­ti­ge Anschlag bei dem ver­wen­de­ten Scan­ner ist und den Gegen­stand ent­spre­chend zu plat­zie­ren. Dann kann man im Scan-Pro­gramm die zu scan­nen­de Flä­che ent­spre­chend begren­zen, was durch­aus einen enor­men Zeit­vor­teil brin­gen kann. Über die Soft­ware stellt man dann den Scan­ner noch auf eine hohe Auf­lö­sung. Je nach­dem, was man mit den Bildern/​mit dem Bild hin­ter­her vor hat, kön­nen 600dpi rei­chen. Man kann durch­aus auch bis zum opti­schen Maxi­mum des Scan­ners gehen. Ent­spre­chend groß wer­den dann die Bil­der und ent­spre­chend lan­ge dau­ert das Scannen.

Der Deckel bleibt die gan­ze Zeit offen, also nicht direkt auf den Scan­ner bzw. des­sen Lam­pe schau­en. Nun noch die Zim­mer­be­leuch­tung abdun­keln oder direkt aus­schal­ten. Es soll so wenig Licht wie mög­lich auf den Scan­ner fal­len. Und am bes­ten wird auch kein scan­ner-eige­nes Licht reflek­tiert. Ziel ist es, dass das ein­zi­ge Licht, was der Scan­ner »sieht«, das vom zu scan­nen­den Objekt reflek­tier­te ist. Zu 100% wird man es wohl sel­ten hin­krie­gen, aber man soll­te ver­su­chen, dem mög­lichst Nahe zu kom­men. Der Rest wird dann in der Bild­be­ar­bei­tung erle­digt. Wenn alles Vor­be­rei­tun­gen getrof­fen sind, kann man jetzt den Scan-Vor­gang star­ten und sich in der Zwi­schen­zeit eine schö­ne Tas­se Tee zube­rei­ten und genießen.

Nachbearbeitung

Streichhölzer, nur beschnitten

Streich­höl­zer, nur beschnitten

Zur bes­se­ren Demons­tra­ti­on hab ich mal ein paar Streich­höl­zer auf mei­nen Scan­ner gekippt und ein­ge­scannt. Mein Ergeb­nis direkt nach dem Scan­nen hat­te einen Hin­ter­grund, der eine Schat­tie­rung von Schwarz bis Dun­kel­braun auf­wies. Wie schon geschrie­ben, konn­te ich nicht alle Strei­fen auf der Unter­sei­te der Glas­schei­be ent­fer­nen; ich den­ke, daher wer­den eini­ge der brau­nen Strei­fen kom­men, den­ke ich. Ich habe das Bild in Gimp geöff­net, aber es soll­te auch mit ande­ren Gra­fik­pro­gram­men funk­tio­nie­ren. Nach­dem das Bild geöff­net ist, soll­te man es als ers­tes – wenn nötig – beschnei­den. Gege­be­nen­falls retu­schiert man jetzt auch Staub­fle­cken weg, hier­für kann man – je nach­dem, wo die Fle­cken sind – mit dem Hei­len- oder Klo­nen-Werk­zeug arbei­ten. Wenn die Fle­cken im Hin­ter­grund sind, reicht wahr­schein­lich auch der ein­fa­che Pinsel.

Werte-Dialog von Gimp

Wer­te-Dia­log von Gimp

Hier nach habe ich mit­tels Farben->Werte den Schwarz­wert ange­passt und damit die dun­kel­brau­nen Tei­le des Hin­ter­grunds ins schwarze»gedrückt«. Dies erreicht man, indem im obe­ren Bereich das lin­ke schwar­ze Drei­eck etwas nach rechts zieht, sie­he Bild. Die »schwar­zen Ber­ge« in die­sem Dia­log wer­den bei euch anders aus­se­hen, da sie die Ton­wer­te des aktu­el­len Bil­des reprä­sen­tie­ren. Auch der ein­ge­stell­te Wer­te (hier 25) gilt nicht unbe­dingt für jedes Bild. Hier ist Pro­bie­ren ange­sagt. Wenn man eher dunk­le­re Objek­te gescannt hat, muss man natür­lich auch dar­auf ach­ten, dass die­se nicht in einer schwar­zen Sup­pe verschwinden.

Gimp-Dialog Kurven

Kur­ven-Dia­log von Gimp

Je nach Bild kann man jetzt auch noch über Farben->Kurven den Kon­trast etwas erhö­hen, indem man die Dia­go­na­le inner­halb des Dia­logs in eine leich­te S-Form bringt. Auch hier­zu hab’ ich einen Screen­shot zur Ver­deut­li­chung gemacht; auch hier gilt wie­der, dass die ein­zel­nen Wer­te von Bild zu Bild unter­schied­lich sein kön­nen, die Kur­ve also auch fla­cher oder stei­ler aus­fal­len kann. Ein­fach mal etwas rum­pro­bie­ren, die Ände­run­gen wer­den ja direkt ange­zeigt, wenn der Haken bei »Vor­schau« gesetzt ist.

Streichhölzer, nach Bearbeitung mit Werte und Kurven

Streich­höl­zer, nach Bear­bei­tung mit Wer­te und Kurven

Der Hin­ter­grund ist jetzt tief­schwarz und das eigent­li­che Motiv hebt sich deut­lich davon ab. Jetzt soll­te noch­mal ein kri­ti­sche Blick über das Bild gehen, ob doch noch irgend­wo Bild­feh­ler sind, die man dann noch­mals wie oben beschrei­ben retu­schie­ren kann.

Abschlie­ßend kann man noch an den loka­len Kon­tras­ten arbei­ten, in dem man bei­spiels­wei­se den Hoch­pass-Fil­ter (Filter->Allgemein->High Pass Fil­ter) ein­setzt. Der Wert für Fil­ter Radi­us ist wie­der von Bild zu Bild ver­schei­den, so dass hier wie­der pro­biert wer­den muss. Für die­se Metho­de kön­nen ruhig auch mal höhe­re Wer­te getes­tet wer­den – not­falls kann man es ja rück­gän­gig machen. Die­se Ebe­ne wird dann mit Farben->Farbton/Sättigung ent­sät­tigt und mit dem Ebe­nen­mo­dus »Wei­ches Licht« über das nor­ma­le Bild über­blen­det. Wenn nötig, kann man auch mit­tels Filter->Verbessern->Unscharf mas­kie­ren noch etwas nach­schär­fen. Jedoch muss man dabei auf­pas­sen, denn es kann schnell unna­tür­lich wirken.

Zum Abschluss noch mei­ne (vor­läu­fig) fina­le Ver­si­on des Streich­holz­bil­des. In vol­ler Auf­lö­sung kann man auch sehr schön die Poren des Zünd­kopfs sehen.

Streichhölzer Scanografie

Streich­höl­zer Scanografie

  1. hehe eine Inter­es­san­te sache . Ich Pro­bie­re das mit der Kat­ze von mei­nen Bru­der . Bin gespannt wie die Bil­der …. Scans rauskommen 😉

  2. thanks for share!

  3. Michael Nardelli 4. März 2012 — 16:36

    Lie­ber Herr Rennings,

    schön, dass Sie sich von dem c’t-Artikel inspi­rie­ren lie­ßen. Des­sen Autor wie­derum wur­de — und ich fin­de, das hät­ten Sie ruhig erwäh­nen dür­fen — durch Wer­ner Abel’s Buch über Sca­no­gra­fie inspi­riert. Die­ses sehr schön erklä­rende, inspi­rie­rende und nutz­wer­ti­ges Grund­la­gen­werk wur­de in dem Arti­kel auch erwähnt, das Bild­ma­te­rial der c’t war dar­aus ent­nom­men. Selbst­ver­ständ­lich ver­rät Wer­ner Abel, der mit die­sem Buch nichts ande­res will als zu inspi­rie­ren, auch erwähnt, wie er das macht mit dem Scan­ner-​De­ckel: über eine Vor­rich­tung an der Decke 🙂 ) Wirk­lich wahr! Und: Das Buch wird auf­ge­klappt wie ein Scan­ner. Es ist über­all im Han­del und beim Ver­lag erhält­lich. Viel­leicht kön­nen Sie die­sen Hin­weis ja noch nach­rei­chen für Ihre Leser. Es wür­de mich sehr freu­en. Herz­li­che GRü­ße vom Boden­see. Micha­el Nardelli

    • Hal­lo Herr Nardelli,
      ger­ne wei­se ich auch auf das Buch von Wer­ner Abel hin, dass in Ihrem Ver­lag erschie­nen ist. Die ISBN-13-Num­mer lau­tet 978-3-9814616-0-2 und kos­tet 49,90 Euro. Es lag mir fern, das Buch wis­sent­lich nicht zu erwäh­nen, jedoch lagen zwi­schen dem Lesen der c’t und dem Erstel­len mei­nes Blog-Posts sowie der ent­spre­chen­den Bil­der ein paar Wochen, so dass ich den Arti­kel nicht mehr kom­plett im Kopf hatte.

© 2024 markus rennings

Thema von Anders Norén↑ ↑